Indikationen

Die Aufstellung der Indikationen

entspricht den bisherigen Erfahrungen aus über 10000 Einzelbehandlungen, multizentrischen Studien und Single-Center-Experiences von über 20 Jahren.

Albumindialyse-Verfahren werden seit nunmehr über 20 Jahren im praktischen Alltag eingesetzt. In Studien zeigte sich, wie schwer es ist, in heterogenen Patientengruppen von oft schwerstkranken Patienten die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Dieser Herausforderung hat sich die Albumindialyse gestellt und in vielen Situationen für eine Besserung der oft aussichtslosen Krankheitsverläufe gesorgt. Zusammen gefasst kann man daher festhalten:

→Wichtig ist, rechtzeitig mit einer Leberdialyse zu starten!

Neben den folgenden Indikationsgruppen ist es daher auch wichtig, die Startkriterien zu kennen (siehe ganz unten).

Folgende Indikationsgruppen wurde bisher erfolgreich der Albumindialyse zugeführt:

Diese Indikationen sind durch Ergebnisse verschiedener Albumindialyse-Studien der letzten 20 Jahre belegt. Eine entsprechende Literaturliste kann bei HepaNet angefordert werden. Unkontrollierte Daten lassen vermuten, dass auch Patienten mit noch mäßig entglittenen paraklinischen Werten aber zunehmender Klinik mit der Albumindialyse-Therapie eine bessere Prognose haben. Durch einen frühzeitigeren Einsatz der Albumindialyse-Therapie kann möglicherweise eine weitere Verschlechterung des Zustandes des Patienten verhindert, die positiven Effekte erhöht und die Zahl der notwendigen Behandlungen gesenkt werden.

Die Indikationen zur Anwendung der Albumin-Dialyse werden auch zukünftig ständigen Änderungen durch wachsende Erfahrungen mit verschiedenen Krankheitsbildern und Stadien unterliegen. Wenn heute noch meist terminale Stadien verschiedener Lebererkrankungen stationär behandelt werden, können schon morgen ambulante Behandlungen in früheren Stadien evtl. die besseren Erfolge zeigen.

Je mehr Kriterien erfüllt sind desto dringlicher wird die Indikationsstellung.

Akute Dekompensation chronischer Lebererkrankungen (AoCHF)

Auf dem Boden von

  • Chronische Virushepatitis (chron. HBV/HCV/sonstige hepatotrope Viren)
  • Alkoholbedingte chronische Lebererkrankung (Alkoholhepatitis/dekompensierte alkoholtox. Leberzirrhose)
  • Autoimmunmechanismen (chronisch-aggressive Hepatitis, PBC, PSC usw.)
  • Stoffwechselstörungen (Hämochromatose/M.Wilson)
  • Kryptogene Zirrhose

Häufige, prognostisch wichtige Komplikationen

  • Hepatische Enzephalopathie
  • Hepato-renales Syndrom / Nierendysfunktion
  • Hepato-pulmonales Syndrom
  • Progressive intrahepatische Cholestase
  • Portale Hypertonie
  • Therapierefraktärer Aszites
  • anhaltende Blutungen des oberen GI-Trakts
  • Hyperdynamische Hypotonie
  • Spontane bakterielle Peritonitis
  • Sepsis/SIRS/schwere Infektion
  • Multiorganversagen MOF

Leberdialyse auf der Warteliste zur Lebertransplantation

  • Albumindialyse ist ein der Nierendialyse verwandtes Verfahren, welches wie die Dialyse auch wasserlösliche Substanzen entfernt. Bei der Behandlung von Komplikationen des Leberversagens kann eine frühzeitige Dialyse auch vor der Anhebung klassischer Dialyseindikatoren wie Harnstoff und Kreatinin indiziert sein, da Harnstoff als Lebersyntheseprodukt vermindert synthetisiert wird und Kreatinin mangels Muskelmasse gleichfalls beim Leberversagen falsch niedrig vorliegen kann (Cholongitas et al.; Francoz et al.).
  • Ausserdem ist die Dialyse ist auch hilfreich bei der Behandlung extrarenaler Komplikationen des Leberversagens (Mitzner et al., Schmidt H, Steering Committee of the RELIEF Study.).
  • Obwohl die Überlebensvorteile der Albumindialyse in unterschiedlichen Studien kontrovers diskutiert werden, wurden an kleinen Patientengruppen signifikante Überlebensvorteile gezeigt (Mitzner S und Heemann U). Gerade in Wartelistensituationen sollte daher die Indikation erwogen werden.
  • Gerade weil hierdurch die Behandlung von Komplikationen jedoch mit einer kosmetischen Verbesserung der MELD relevanten Laborwerte einhergeht braucht es künftig weitere Richtlinien um den betreuenden Arzt aus dem Widerspruch zwischen Wartelistenplatzierung und Behandlungsbedürfnis zu befreien (Schmidt and Consensus Group „Improvement vs. Listing“ http://www.albumin-dialysis.org/program.htm).

Akutes/Fulminantes Leberversagen (AHF)

verursacht durch

  • Virusinfektionen (HAV, HBV, HEV und andere hepatotrope Viren)
  • Intoxikation (Paracetamol, Pilzvergiftung, Halothan, Marcumar/Falithrom, Drogen…)
  • Multiorganversagen anderer Genese (z. B. bei schwerer Sepsis)
  • Vaskuläre Ursachen (Budd-Chiari-Syndrom, akute Pfortaderthrombose)
  • Ischämischer Leberschaden (operativ bedingt bei Resektionen oder durch Anwendung Herz-Lungenmaschine, Verschluss der A. hepatica durch Tumore, postpartal, u.a.)
  • Sonstige Ursachen (akute Fettleber/HELLP bei Schwangerschaft/Reye-Syndrom/Gallengangsatresie/Alagille-Syndrom)
  • Unbekannte Ursachen (kryptogen)

Häufige, prognostisch wichtige Komplikationen

  • Hepatische Enzephalopathie
  • Erhöhter intrakranieller Druck ICP>20mmHg
  • Hepato-renales Syndrom / Nierendysfunktion
  • Hepato-pulmonales Syndrom
  • Hyperdynamische Hypotonie
  • Spontane bakterielle Peritonitis
  • Sepsis/SIRS/schwere Infektion/Multiorganversagen MOF

Funktionsstörungen des Transplantates nach Lebertransplantation

Verursacht durch

  • Während der Vorbehandlung, der Organentnahme, des Transports oder der Transplantation entstandene Organschäden
  • Unzureichende Reperfusion während der Transplantation
  • Vaskuläre Insuffizienz nach der Transplantation (Pfortaderverschluss, art. Thrombose,…)
  • Zunehmende intra/posthepatische Cholestase
  • Medikamentös induzierte Hepatotoxizität
  • Abstoßungskrisen (hyperakut – akut – chronisch)
  • Rekurrenz der Grunderkrankung (Hepatitis, PSC,…)
  • Infektionen (Cholangitis, Sepsis, SIRS, MOF)

Gekennzeichnet durch

  • Erhöhte Transaminasen
  • Geringe Produktion von Gallenflüssigkeit
  • Erhöhter oder steigender Bilirubinspiegel
  • Verlängerte Prothrombinzeit (erhöhte INR)
  • Erhöhter Serumlaktatspiegel

Leberfunktionsstörungen nach chirurgischen Eingriffen an der Leber

  • Nach Tumor-Operation/Leberteil-Resektion
  • Nach Chemoembolisation, Ethanol-/Radiofrequenzablation
  • Nach Teilresektion für „living-related-LTx“
  • Nach Teilung der Leber für „Splitt-liver-LTx“
  • Andere chirurgische Eingriffe

Therapieresistenter Pruritus bei chronischen Cholestasesyndromen

  • Primär billiäre Zirrhose (PBC)
  • Primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
  • Billiäre Atresie